IRI Life Sciences Institute – Forschungsfragen

Für die Serie von wissenschaftlichen Illustrationen, die ich für das IRI Life Sciences Institute Berlin anfertigen durfte, waren meine Beobachtungen im Institut und die Gespräche mit den einzelnen Wissenschaftlern eine große Inspiration. Nach Abschluss der Bannerillustrationen für die Webseite, des Lageplans und der Portraits der Teamleader stand aber noch eine große Herausforderung an. Gewünscht war eine Serie von Illustrationen, die sich künstlerisch mit den jeweiligen Forschungsfragen der einzelnen Teams auseinandersetzt. Und dafür musste ich tiefgründig mit der Materie der molekularen Zellbiologie auseinandersetzten.

In meinen Illustrationen erzähle ich gern Geschichten, und die Illustrationen der wissenschaftlichen Forschungsfragen sollten dabei keine Ausnahme sein. Ich habe also die Idee verfolgt, das jeweilige Thema der IRI Forschungsgruppen poetisch zu betrachten, Metaphern und Analogien zu entdecken. Mit einer der Illustrationen habe ich sogar den Bogen zu einem Motiv der griechischen Mythologie geschlagen.

Für die Illustration zur Forschung von Prof. Nils Blüthgen habe ich mit Lichteffekten experimentiert. Prof. Blüthgen ist am IRI Berlin in der Krebs-Grundlagenforschung aktiv. Ein Thema in dieser Illustration waren die unzähligen Verbindungen im Organismus. Wirkstoffe, die in den Organismus gegen Krebszellen eingebracht werden, haben daher immer komplexe Auswirkungen.

Prof. Simone Reber beschäftigt sich mit Abläufen während des Teilungsprozesses der Spindeln. Hauptgegenstand ihrer Forschung sind afrikanische Krallenfrösche. Dabei konzentriert sie sich auf Abläufe, die während der Teilung der Spindeln auftreten und bewirken, dass Frösche der gleichen Art unterschiedliche Größen erreichen. Als Metapher für das Ausgangsmaterial, aus dem sowohl kleine als auch große Organismen entstehen können, wählten wir für die Illustration den Ziegelstein. Ob kleiner Steg oder riesige Bogenbrücke – beide können aus dem exakt gleichen Grundelement bestehen.

Tarnung auf molekularbiologischer Ebene ist das Thema für die Illustration zur Forschung von Benedikt Beckmann. Die Salmonella Typhimurium nutzt Tarnmechanismen, bei der sie sich als zelleigene Organismen ausgibt. So unterwandert sie die Schutzmechanismen der Zelle und kann RNA in die Zelle einschleusen. Die von der Salmonelle genutzten Techniken erscheinen so raffiniert, dass man versucht ist, von List zu sprechen. Für mich war es der Anlass in der Illustration für seine Forschungsgruppe den König der List, Odysseus als Motiv zu verwenden. Die griechische Sage erzählt von der Gefangenschaft Odysseus und seiner Gefährten in der Höhle des menschenfressenden Zyklopen Polyphem. Odysseus und seine Männer blendeten den einäugigen Riesen und klammerten sich an die Bäuche der Schafe des Zyklopen. Die List der Tarnung funktionierte und Odysseus konnte der Höhle entkommen.

Prof. Dr. Markus Landthaler forscht zu Mechanismen und Zellfunktionen von RNA-bindenden Proteinen und deren Rolle in post-transskriptionalen Abläufen. Großes Augenmerk liegt dabei auf der letztendlichen Gen Expression. Die Themen mit denen sich Prof. Landthaler sich in seinen Forschungen befasst, waren für mich anfangs so abstrakt, dass die Vorarbeit und Einarbeitung in die Thematik für mich bei dieser Illustration am aufwändigsten war. Die Aspekte von Etikettierung, Kennzeichnung, Prüfung und Aussortierung führten schließlich zur Analogie des Fließbands in der Logistikzentrale. Um zu vermeiden, dass hier ein allzu technischer Eindruck der Prozesse entsteht, habe ich versucht, den Elementen meiner Illustration, wie den Robotern oder Päckchen eine Persönlichkeit zu geben. Hier ist nur das Modell emotionslose Technik – das Dargestellte ist das Leben selbst. 

Dr. Dagmar Kainmueller entwickelt neue theoretische Ansätze für die Bildanalyse in der Biologie, vor allem für die Hochdurchsatz-Mikroskopie. Dabei kommt unter anderem maschinelles Lernen zum Einsatz. In meiner Illustration wird stellvertretend für einen Computer ein Roboter mit Informationen gefüttert. Dieser Roboter inventarisiert die Bestandteile eines C Elegans Fadewurms. Als Kind habe ich mit grosser Begeisterung Hanna-Barbera Cartoons geschaut. Die Technikeuphorie der 60er Jahre, die in Trickfilmen wie den Jetsons zu finden war hat mich hierbei inspiriert und geleitet.

Client: IRI Life Science Institute Berlin (Humboldt Universität Berlin)
Technik: digitale Illustration (Procreate auf iPad Pro)